Eines der kleineren architektonischen Werke Adolf Loos’ in Pilsen befindet sich im Haus Nr. 140 in der Straße Klatovská třída (Klattauer Straße). Das Gebäude wurde im Jahre 1918 vom Miteigentümer einer Gerberei Moritz Brummel gekauft, der hier den Firmensitz einrichtete. Sechs Jahre später zog sein Sohn Leo mit seiner Familie in den ersten Stock. Im Jahre 1929 betraute Leo nach dem Vorbild seines Bruders Jan Adolf Loos mit dem Entwurf der Umgestaltung zweier Zimmer in ein Esszimmer mit einem Ruhebereich.
Der Architekt verband ähnlich wie bei seinen weiteren Realisierungen beide Räume durch einen breiten Durchgang. In der Mitte des Esszimmers, das mit Möbeln aus rot und schwarz lackiertem Fichtenholz ausgestattet war, platzierte er einen großen Tisch mit Korbstühlen und über einer Theke an der kürzeren Wand ließ er eine Fläche aus Spiegeln einsetzen. Im Raum bemühte sich Loos konsequent das Prinzip der Symmetrie einzuhalten; eine Fensterreihe, deren Verteilung diesem Prinzip nicht entsprach, verdeckte er deshalb durch einen Rost mit einem Seidenvorhang. Das benachbarte Wohnzimmer wurde von einem amerikanischen Ofen dominiert, der von einem Rahmen aus Travertin umrahmt war und an der Längsachse des gesamten Raums platziert war. Die Wände der Zimmer waren bis zur Decke mit einer grünen Tapete verkleidet. Durch eine Einrichtung in kontrastreichen Farben ersetzte Loos aufgrund des niedrigeren Preises die von ihm geschätzten edlen Materialien.
Im Jahre 1941 wurde die Familie von Leo Brunner aus der Wohnung ausgesiedelt und drei Jahre später erst nach Theresienstadt und anschließend nach Auschwitz deportiert. Aus dem Konzentrationslager kehrte nur die Tochter Eva zurück. Nach dem Krieg wurde das Haus der Familie zurückgegeben, die jedoch 1962 gezwungen wurde, es dem Staat zu überlassen. Gegenwärtig ist die Wohnung in Privatbesitz und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
LV
Bauherr
Gertruda und Leo Brummel
Denkmalschutz
Es sind keine Formen des Denkmalschutzes verzeichnet.