Adaptiertes Interieur der Wohnung von Otto und Olga Beck im Mietshaus von Antonín Müller
1928–1929

náměstí Míru 1076/2 (Plzeň) Plzeň Jižní Předměstí
Öffentlicher Verkehr: Náměstí Míru (TRAM 4)
GPS: 49.7315747N, 13.3707664E
Baumeister:

Das Häuserpaar mit der eklektischen Fassade, die mit Medaillons bedeutender Baumeister geschmückt ist, realisierten um die Jahrhundertwende Antonín Müller und Vojtěch Kapsa, die Gründer der Firma Müller & Kapsa, für sich und ihre Familien. Als Antonín Müller 1927 starb, ließ sich sein Sohn František in Prag eine Villa nach den Plänen Adolf Loos‘ und Karel Lhotas erbauen und vermietete das Haus am Platz Náměstí Míru (Platz des Friedens) in Pilsen. Die ersten Mieter war das Ehepaar Beck und mit ihnen übersiedelte auch das Interieur dreier Zimmer ihrer Wohnung in der Klatovská třída (Klattauer Straße) 12 hierher, die von Adolf Loos in den Jahren 1907–1910 entworfen worden war. Loos entwarf dann zusammen mit Lhota eine Adaptierung des Interieurs an die neuen Räumlichkeiten. Um die Übersiedlung kümmerte sich Bořivoj Kriegerbeck von der Gesellschaft Müller & Kapsa. 

Auch in der neuen Wohnung der Becks wurde der Kamin aus Sichtmauerwerk zum zentralen Element des Wohnzimmers. Darum gruppierten die Architekten eingebaute sowie frei stehende Sitzmöbel unterschiedlicher Form. Die Wände des Raums hatten eine weiß lackierte Holzverkleidung, ergänzt durch das dunkle Band einer Textiltapete, das sich im Schlafzimmer wiederholte, wo an den Wänden Möbel aus Ahornholz eingebaut waren. Die Nische mit den Betten war mit hellem Musselin versehen, und hell waren auch die Vorhänge an den Fenstern. In Einklang mit Loos‘ Neigung zur Symmetrie war auch das Esszimmer eingerichtet, mit einem Tisch in der Mitte und einem Spiegel an der Achse des Eingangs zum Wohnzimmer.

Mit den Becks verband Loos nicht nur Arbeit sondern auch eine verwandtschaftliche Beziehung: 1929 heiratete der Architekt ihre Tochter Claire. Die vielversprechende Fotografin lebte nur kurz mit Loos zusammen und 1941 wurde sie zusammen mit ihrer Mutter – Otto Beck war zu dieser Zeit bereits tot – ins Konzentrationslager deportiert. Von dort kehrte keine der beiden Frauen wieder zurück. Einen Teil der Einrichtung konnte Olga Beck vor der Abfahrt noch verkaufen, der Rest ging in den Kriegsjahren verloren. 1948 wurde das Müllersche Haus verstaatlicht und zehn Jahre später für die Zwecke des Bezirksamtes für nationale Gesundheit Pilsen adaptiert. Im zweiten Stock wurde in einem Teil der ehemaligen Wohnung der Becks eine Arztwohnung eingerichtet. Bis heute dient das Haus den Zwecken verschiedener Gesundheitseinrichtungen.


LV

Bauherr

Olga und Otto Beck

Denkmalschutz

Das Haus ist unter der Nummer ÚSKP 104703 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen.