Der Umbau des Hauses Nr. 58 in der Straße Husova war Loos’ erster Auftrag in Pilsen, bei dem der Eingriff nicht nur im Innenraum sondern auch im Außenbereich sichtbar wurde. Das zweigeschossige Gebäude kaufte im Jahre 1907 der Holz- und Kohlenhändler Vilém Liebstein, der Anfang der 1920er Jahre sein Unternehmen mit dem von Jan Brummel zusammenschloss. Dieser heiratete 1922 Liebsteins jüngere Tochter Jana, der im Jahre 1928 das Haus zufiel. Für den Entwurf des Umbaus des Hauses, das sowohl dem Ehepaar als auch Hedvika Liebsteinová – Janas Mutter – dienen sollte, engagierten die Brummels bereits 1927 Adolf Loos, der Karel Lhota zur Mitarbeit einlud. Die Architekten erweiterten die Wohnfläche des Hauses durch eine Aufstockung der Garage und der Anbau erhielt eine puristische glatte Fassade und ein Flachdach.
Während im Erdgeschoss des Hauses außer der Garage Firmenräume und eine Mietwohnung lagen, brachten die Architekten im neuen Teil im ersten Stock die Wohnung der Brummels unter: ein Wohnzimmer mit Balkon, ein Schlaf- und ein Badezimmer. Auf der anderen Seite, im ursprünglichen Teil des Gebäudes hatte Hedvika Liebsteinová ihre Räumlichkeiten. Den für zwei Generationen angelegten Innenraum verbanden die Architekten durch ein gemeinsames Esszimmer, das mit einer hellen Verkleidung aus Wurzelholz kanadischer Pappel geschmückt ist. Das benachbarte Wohnzimmer – verkleidet mit dunklen Eichenplatten – wird von der Replik eines Renaissancekamins aus der Provence beherrscht. Von der gegenüber liegenden Seite des gemeinsamen Esszimmers gelangte man in den Salon Hedvika Liebsteinovás mit gelb und blau gestrichener Holzverkleidung. An den Salon schloss das mit Ahornholz verkleidete Schlafzimmer Hedvikas an. Im weiteren Stock des Anbaus brachten die Architekten dann zwei kleinere Zimmer unter.
1939 traf die Bewohner des Hauses die Grausamkeit der nazistischen Okkupation. Hedvika Liebsteinová kam in Theresienstadt um, Jan Brummel überstand jedoch die Zeit im Konzentrationslager bis zu seiner Befreiung und seine Frau überlebte den Todesmarsch. Nach dem Krieg wurde ihnen das Haus zurückgegeben, 1962 wurden sie jedoch gezwungen, es dem Staat zu überlassen. Dank Michal Brummel, dem Neffen der ehemaligen Besitzer, dem das Gebäude im Jahre 1991 zurückgegeben wurde, erhielt das Haus auf der Grundlage eines Entwurfs des Architekten Václav Girsa zum Großteil sein Aussehen vom Ende der 1920er Jahre zurück, und dies einschließlich einiger Stücke des Originalmobiliars im Innenraum. Gegenwärtig sind die Räume, die seit 1969 unter Denkmalschutz stehen, der Öffentlichkeit zugänglich.
LV – PK
Hedwig Liebstein sowie Jana und Jan Brummel
Das Haus ist unter der Nummer ÚSKP 51978/4-5285 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen. Das Innere der Wohnung ist unter der Nummer ÚSKP 51978/4-5285 (51978/34-2519) als denkmalgeschützte Mobilie eingetragen.