Das historistische Haus Nr. 12 in der Straße Klatovská třída (Klattauer Straße), die Ende des 19. Jahrhunderts zum wichtigsten Boulevard in Pilsen wurde, zeichnet sich dadurch aus, dass hier der berühmte Architekt gleich zweimal tätig war. Das erste Mal entwarf er hier in den Jahren 1907–1910 die Pläne für die Umgestaltung einer Wohnung mit Schlaf-, Ess-, Wohn- und Badezimmer für Olga und Otto Beck, die von den Hausbesitzern, dem Ehepaar Friedler, den zweiten Stock gemietet hatten. Als die Becks 1927 in eine neue Wohnung im Haus des Baumeisters Müller am Platz Náměstí Míru (Platz des Friedens) umzogen, nahmen Sie auch das gesamte Interieur mit.
Loos kehrte dann im Jahre 1928 in dieses Haus zurück, als er für dieselben Räume ein neues Interieur sowie die Einrichtung der Praxis des Kinderarztes Josef Vogl und seiner Gattin Štěpánka (Steffi), der Tochter der Friedlers entwarf. Dabei behielt er teilweise die ursprüngliche Raumaufteilung bei und machte abermals das Wohnzimmer zum Zentrum der Wohnung und schloss daran das Esszimmer an. Die Einrichtung dieser beiden erhalten gebliebenen Räume gestaltete er symmetrisch: einander gegenüber liegend platzierte er zwei Spiegelwände über dem Kamin im Wohnzimmer und über der Theke im Esszimmer. Während er in letzterem als effektvolle Wandverkleidung Travertin benutzte, ließ er das Wohnzimmer mit Kirschholz und grünen Tapeten verkleiden.
Nach der Emigration des Ehepaars Vogl nach Kanada im Jahre 1939 wurde das Haus konfisziert und von den Reichsbehörden genutzt. Nach dem Krieg fiel der Großteil der Immobilie dem Staat zu. 1969 wurde das Gebäude für die Zwecke des Städtischen Wohnungsbetriebs umgebaut; der repräsentative Teil des Innenraums konnte jedoch kurz vorher zum Kulturdenkmal erklärt werden. Die eingebauten Teile des Wohnzimmers sowie des Esszimmers konnten auf diese Weise bis zum heutigen Tag erhalten bleiben. Durch eine feinfühlige Renovierung, die zwischen 2003 und 2014 unter der Leitung des Architekten Václav Girsa realisiert wurde, erhielten die beide Räume ihr ursprüngliches Aussehen zurück. Das nicht erhaltene frei stehende Mobiliar einschließlich der Sessel und Stühle in unterschiedlicher Form und Höhe wurde durch Repliken ersetzt. Das renovierte Interieur kann im Rahmen einer der Besichtigungsrouten durch Loos’ Innenräume besichtigt werden.
LV
Das Innere der Wohnung ist unter der Nummer ÚSKP 89147/34-2519 als denkmalgeschützte Mobilie eingetragen.