Das Haus Nr. 19 in der Klatovská třída (Klattauer Straße) kaufte im Jahre 1897 der Fabrikant Simon Semler. Nach seinem Tod im Jahre 1922 betrauten seine Söhne Hugo und Oskar den Architekten Adolf Hrussa mit der Renovierung der historistischen Fassade des Objekts, des Treppenhauses und der Eigentumswohnung von Helena und Hugo Semler. Hrussas Entwurf des Damen-, Herren- und Wohnzimmers erinnert an bestimmte ältere Realisierungen von Loos. Um einen Entwurf der Umgestaltung der Gemeinschaftsräume der Wohnung bat Hugo Semler im Jahre 1930 Loos selbst. Diese realisierte in den Jahren 1931–1932 Loos’ Mitarbeiter Norbert Krieger.
Bis heute ist zum Teil die Einrichtung dreier Räume erhalten geblieben. Das Getäfel und die Einbaumöbel des Ess- und des Herrenzimmers sind aus Holz mit auffälliger Maserung gefertigt; das Damenzimmer (der Musiksalon) wird von einer Wandverkleidung aus hellem Marmor dominiert, das von dunklen Adern durchzogen ist und so verlegt wurde, dass sich sein Muster regelmäßig wiederholt. Die Verkleidung wird auf ausgeklügelte Art und Weise von den Türen, eingebauten Regalen und einem Sims aus Ulmenholz durchbrochen. Zudem brachte Loos hier die Spiegelung des Raums zur Geltung, indem er an der Achse, die von der Theke im Esszimmer ausgeht, im Damenzimmer in einer Nische zwischen zwei Pilastern einen Kamin aus Sichtmauerwerk platzierte – ein Motiv, dass er von der englischen Villenarchitektur des beginnenden 20. Jahrhunderts übernahm. Im Jahre 1932 arbeitete Loos dann einen Entwurf zur Erhöhung des Hauses um zwei Stockwerke aus, der jedoch nie verwirklicht wurde.
1941, zwei Jahre nach der Zwangsemigration Hugo Semlers und seiner Familie nach Kanada, wurde im Haus die deutsche Kommandantur eingerichtet. Am Kriegsende, nach den dramatischen Verhandlungen zur deutschen Kapitulation, erschoss sich in der ehemaligen Wohnung der Semlers der Kommandant der Besatzung Georg von Majewski. Nach dem Krieg blieb das Gebäude in Besitz des Staates und diente bis 2002 der Militärverwaltung. Unter der Bedingung, das Haus renovieren zu lassen gelangte es dann in Besitz der Stadt Pilsen, die den Innenraum gelegentlich derÖffentlichkeit zugänglich macht.
LV
Helena und Hugo Semler
Das Innere der Wohnung ist unter der Nummer ÚSKP 54869/34-2517 als denkmalgeschützte Mobilie eingetragen.