Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatte das Hauptpostamt in Pilsen seinen Sitz in zwei Häusern an unterschiedlichen Adressen. 1895 erhielt es durch die Errichtung eines monumentalen Gebäudes an der Ecke der Straßen Solní und Sady Pětatřicátníků am Rande des mittelalterlichen Stadtkerns einen würdevollen und repräsentativen Sitz. Der Entwurf für das Neorenaissance-Gebäude, das an Stelle einiger barocker Bürgerhäuser gebaut wurde, stammt aus der Zeit vor 1893 und wurde vom Wiener Baurat Friedrich Setz angefertigt, der sich der Planung von Postämtern in zahlreichen Städten des Kaiserreichs widmete. Die Bauarbeiten übernahm der Pilsner Architekt und Baumeister Rudolf Štech, der auch einige weitere öffentliche Bauten realisierte, meist im Stil der Neorenaissance.
Friedrich Setz konzipierte das Postamt als dreigeschossiges zweiflügeliges Objekt mit einem Turm samt Kuppel an der Ecke. Die Masse der einzelnen Flügel wird durch Risalite betont, die durch eine Kolossalordnung der Pilaster akzentuiert wurden; der obere Teil des Gebäudes wurde mit Volutengiebeln und allegorischen Skulpturen oberhalb des Kranzgesims versehen. Den Haupteingang platzierte der Architekt an der Ecke mit drei Torbögen und einer über zwei Etagen reichenden Vorhalle.
Seine heutige Form erhielt das Gebäude nach einer Reihe von Umbauarbeiten im Laufe des 20. Jahrhunderts. Bereits in den Jahren 1913–1914 kam es zu Umbauarbeiten und zur Errichtung eines weiteren, hofseitigen Flügels. 1925–1927 errichteten die Pilsner Baumeister Josef und Václav Pašek eine Aufstockung nach Entwürfen des Prager Architekten Karel Roštík. Dabei wurden die Kuppel des Eckturms und die Skulpturenverzierung entfernt, letztere hat man in die städtischen Parkanlagen verlegt. Das neu entstandene Stockwerk nutzte die Telefonzentrale und das Telegrafenamt. Die Architektur des Gebäudes veränderte sich gänzlich – die Aufstockung trägt gemäßigte, neoklassizistische Züge und markante plastische Merkmale. Um das ursprüngliche Gebäude mit dem Aufbau zu vereinheitlichen, adaptierte man die Fassade und entfernte die Verzierungen im Stil der Neorenaissance. Die Fassade des letzten Obergeschosses wird an der Ecke von Säulen mit einfachen Kapitellen gegliedert, die Fenster werden von abgestuften Faschen gerahmt. Die halbkreisförmigen Gauben oberhalb der Risalite an beiden Flügeln verweisen auf die einstigen Dachgiebel mit Uhr. Roštík verlegte auch den Eingang, der sich von da an nicht mehr an der Ecke, sondern in der Straße Solní befand.
1970 wurde das Gebäude umfangreich umgebaut und rekonstruiert; den Haupteingang hat man wieder an seinen ursprünglichen Platz verlegt. Die letzten Umbauarbeiten fanden 1997 in den Innenräumen und an der Fassade statt.
PB
Poštovní a telegrafní úřad Plzeň / Post- und Telegrafenamt Pilsen
Das Haus ist Teil des flächendeckend denkmalgeschützten Gebietes des Städtischen Denkmalreservats Pilsen.