Geschäfts- und Mietshaus der Bauunternehmensgenossenschaft Pilsen
1934–1935

Das außerordentliche Potenzial der exponierten Stelle an der Kreuzung der Straßen Americká und Resslova nutzte die Bauunternehmensgenossenschaft Pilsen und ließ unter der Leitung des Baumeisters Rudolf Pěchouček in den Jahren 1934–1935 an der Stelle eines ehemaligen Gasthauses und weiterer Gebäude ein Geschäfts- und Mietshaus errichten, das sie kurz nach der Fertigstellung an die Čechoslavia-Versicherung verkaufte. Noch im Jahr 1935 zog auch die Pilsner Markthalle in dem Haus ein.

Das fünfgeschossige Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoss und Pultdach dominiert eine abgerundete Ecke, die beide straßenseitigen Fassaden um ein Stockwerk überragt und damit an traditionelle Ecktürme erinnert. Die Fassade weist jedoch, wie auch das gesamte Haus, eine gemäßigt moderne Morphologie auf. Die abgerundete Oberfläche wird in jedem Stockwerk durch drei zweiteiligen Fenster und vertikal gruppierte Lisenen gegliedert, wobei die seitlichen Teile durch eine subtile waagrechte Struktur mit mineralischem Kratzputz versehen wurde. An den Ecken schließen auf beiden Seiten flache, über vier Geschosse reichende Erker an. Während der kürzere, der Straße Resslova zugewandte Erker in jedem Stockwerk nur zwei vierteilige Fenster besitzt, die durch die plastische Rahmen der Fensterfaschen und die bereits erwähnten waagrechten Linien miteinander verbunden sind, wird der große, der Americká zugewandte Erker in der Mitte durch eine Reihe von Loggien mit zementierter Brüstung gegliedert. Die Betonung der Ecke und insbesondere die Formen des großen Erkers, fast identisch mit der Fassade des Hauses von Antonina Kreysa, das ebenfalls Mitte der 1930er Jahre von Bohumil Chvojka entworfen wurde, deuten auf einen möglichen Beitrag oder Einfluss dieses Architekten hin. Für die Bauunternehmensgenossenschaft entwarf Chvojka zur jener Zeit auch das Nachbarhaus (Nr. 3) in der Resslova.

Im Erdgeschoss des Eckhauses befanden sich vier Geschäftslokale mit Schaufenstern und selbständigen Eingängen, im hofseitigem Teil Lager und weitere Räumlichkeiten. Neben den drei Büros im ersten Stock befanden sich in dem Gebäude mit zwei Trakten insgesamt 28 Wohnungen mit meist zwei Zimmern. Straßenseitig plante der Architekt die Wohnzimmer, hofseitig die Küche und Sanitäranlagen. Das Haus verfügte auch über zwei gemeinsam genutzte Waschküchen und einen Personenaufzug.

Mit Ausnahme des umgebauten Erdgeschosses, in dem lange Jahre ein Kleider- und Stoffgeschäft seinen Sitz hatte, behielt das Gebäude bis heute seine gewissermaßen konservative, allerdings zweifellos gelungene Form und seine stadtplanerische Bedeutung. 

LV

Bauherr

Denkmalschutz

Quellen