Geschäfts-, Wohn- und Amtsgebäude der Gegenseitigen Feuerwehr-Versicherungsanstalt
1939

Das erweiterte Profil der Straße Americká an der Mündung der Straße Prokopova ist ein Erbe aus den Zeiten, als an diesen Orten angeblich die Wagen wendeten, die das Getreide von den Feldern von Bory in die Stadt lieferten. Die Umwandlung des malerischen Ortes mit seinem Fischteich in einen großstädtischen Raum fand ihren Höhepunkt im Neubau der Pilsner Zweigstelle der Gegenseitigen Feuerwehr-Versicherungsanstalt. Die 1900 in Brünn gegründete Versicherung eröffnete nach der Entstehung der Tschechoslowakei in einer Reihe von Städten ihre Filialen: so finanzierte sie beispielsweise das sogenannte Feuerwehrhaus im Prager Stadtteil Královské Vinohrady mit – ein konstruktivistisches Gebäude, das als erster Prager Wolkenkratzer bezeichnet wird. Ähnlich wie in anderen Städten wollte die Feuerwehrversicherung auch in Pilsen durch den Bau eines repräsentativen Sitzes ihre Fortschrittlichkeit und Verlässlichkeit sowie ihre Fähigkeit ausdrücken, mit den ihr anvertrauten finanziellen Mittel umzugehen.

Das siebengeschossige spätfunktionalistische Gebäude mit den horizontalen Fensterbändern, Glasziegelfüllungen und dem Flachdach wurde vom Brünner Architekten Miloslav Skácelík entworfen. Das symmetrisch entworfene Objekt mit seinen kurzen Seitenflügeln setzte er schräg in die Kreuzung der Straßen und bestätigte so deren „gewachsene“ Gestalt. Die Hauptfläche der Straßenseite, die ursprünglich mit einer Verkleidung aus weißem Glas versehen war, trat als Art fünfgeschossiger Erker über dem zurückversetzen Erdgeschoss hervor, wo der Eingang zentral platziert und von Schaufenstern gesäumt war. In den Seitenflügeln wiederholte Skácelík das Motiv der Hauptfassade: den rhythmischen Wechsel der länglichen Fenster, horizontale „Schießscharten“ aus Glasbausteinen und die Keramikverkleidung. Die horizontale Komposition der Stirnseite unterstützte er auch durch das Stahlgeländer der Dachterrasse mit dem zurückversetzen obersten Geschoss. Das Parterre und der erste Stock des Gebäudes dienten der Versicherungsanstalt, die weiteren Geschosse Wohnzwecken.

1945 wurde die Versicherungsanstalt verstaatlicht. Später wurde das Haus zum Sitz des Kreis-Ausschusses der KSČ (Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei) und für dessen Ansprüche Anfang der 1980er Jahre um einen Anbau in Richtung der Straße Resslova erweitert. Im Rahmen der Adaptierung wurde das verglaste Erdgeschoss durch eine Stein-Verkleidung mit Bronzereliefs von Alois Sopr „geblendet“. Nach 1989 wurde das Objekt von der Pilsner juristischen Fakultät genutzt; seit 2005 steht das Gebäude leer.

LV

Bauherr

Denkmalschutz

Literatur

Quellen