Mietshaus von Kamila und Rudolf Kohn
1930

Zu den wenigen Neubauten, die im historischem Zentrum von Pilsen in der Zwischenkriegszeit entstanden, zählt das Mietshaus von Rudolf und Kamila Kohn in der Straße Riegrova. Obwohl die Kommission, die sich mit dem Erhalt von Baudenkmälern in Pilsen befasste, nicht mit dem Entwurf einverstanden war, ersetzte das Gebäude des Architekten Vilém Beer schließlich doch ein wertvolles Bürgerhaus mit Renaissance-Säulengiebel. Die Bauarbeiten leitete der Baumeister Karel Krůta. 

Beer konzipierte ein vierstöckiges Haus mit Dachgeschoss unter einem Flachdach als vertikale Masse, welche die beiden Nachbarhäuser markant überragt. Um die massive Wirkung zu mindern, wurde das Dachgeschoss als Mansarde konzipiert, mit Kupferblech verkleidete und von der Fassade durch ein markantes Kranzgesims abgetrennt. Ein weniger auffälliges Gesims trennt auch das Erdgeschoss von den Obergeschossen. Die straßenseitige Fassade wurde außerordentlich kultiviert und mit harmonischen Proportionen konzipiert, im Kontext der umliegenden Bebauung auch zweifellos zeitgenössisch. Die symmetrisch entworfene Frontseite des Hauses gliedern fünf profilierte Halbsäulen mit einer feinen Struktur aus waagrechten Kanneluren und einfachen Säulenkapitellen. Zwischen den Halbsäulen befinden sich vier Fensterreihen mit zweiflügeligen Kastenfenstern und Oberlichtern. Bei den Fenstern im Dachgeschoss wurden halbrunde Aussparungen angelegt. Das Erdgeschoss mit Kunststein-Verkleidung und dezent geometrischer Verzierung wird von zwei Eingangstüren und einem großen Schaufenster durchbrochen. Sowohl die Kanten der Gesimse, Fensterbänke und Fensterstürze als auch die Rahmungen von Tür- und Fensteröffnungen im Erdgeschoss sind abgerundet. Die Fassade verbindet neoklassische und modernistische Formen mit Elementen des Art déco. 

Das Gebäude steht auf einer nach hinten länglichen Parzelle; der Wohn- und einen Geschäftsbereich wurde in drei Trakten konzipiert, mit einem zweigeschossigen Lager mit L-förmigem Grundriss hofseitig, der 1936 um einen Stoffprüfraum erweitert wurde. Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes befand sich ein Geschäftslokal mit Büro, der Souterrain wurde als Lager verwendet. Vom ersten bis zum dritten Stock entwarf der Architekt je eine große Wohnung mit fünf Durchgangszimmern in den Seitentrakten sowie Sanitäranlagen und Küche im mittleren Teil. Im Dachgeschoss befanden sich eine Zwei-Zimmer-Wohnung, sowie eine Waschküche, der Heizraum und ein Dachboden mit vier Kojen.

Die zeitlosen architektonischen Eigenschaften des denkmalgeschützten Haus sind bis heute erhalten, inklusive des authentischen Aussehens der Fassade.

LR

Bauherr

Denkmalschutz

Literatur

Quellen