Wohnhaus von Hynek Fischer
1913

Das viergeschossige Haus in der Straße Bezručova (ursprünglich Andělská) ist Teil der wertvollen und denkmalgeschützten Bebauung im historischen Kern der Stadt Pilsen. Der Geschäftsmann Hynek Fischer, der eine Gruppe weiterer Miteigentümer vertrat, ließ es 1913 errichten. Geplant war es als „neues, dreistöckiges Wohngebäude mit einstöckigem hofseitigem Trakt samt Souterrain und Mezzanin“ an der Stelle eines zweigeschossigen, im Stil des Barock adaptierten Hauses. Die Bauarbeiten übernahm der Pilsner Baumeister Ferdinand Kout; vermutlich baute er nach eigenen Plänen. Der endgültige Entwurf der Fassade stammt allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit von seinem Kollegen Rudolf Schlosser. 

Das Gebäude sollte ursprünglich eine konservativ verzierte Fassade mit gebrochenem Giebel haben. Die merklich andere Realisierung verlieh dem Bauwerk seinen modernen Charakter. Fischers Haus unterscheidet sich so auf den ersten Blick von den historisierenden Fassaden der umliegenden Häuser, die meist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Die straßenseitige Fassade des Gebäudes überragt die beiden benachbarten Häuser und zeichnet sich durch seine ausgeglichene Proportionen und seine Plastizität aus – insbesondere den rechteckigen geometrischen Elementen, deren Form bereits den Jugendstil übertrifft, kommen hier dekorative Eigenschaften zu.

Die Tektonik des Gebäudes betonen Pilaster der Kolossalordnung im ersten und zweiten Stock und die Fensterbrüstung im letzten Stock, sowie ein abgestufter „Rahmen“ in Form eines umgedrehten U. Die stilisierten Balustraden unter den Fenstersimsen des zweiten Stockwerks verleihen der Fassade einen feineren Maßstab. Ein über die gesamte Breite reichender Balkon mit dezentem Metallgeländer trennt das Erdgeschoss des Gebäudes, das mit einer Kannelur verziert ist, vom Hauptteil des Gebäudes (mit „Piano nobile“ im ersten Stock). Der Übergang der Fassade zum Satteldach, das durch eine Gaube unterbrochen wird, bildet eine abgerundete Attika.

Im Jahr 1939 wurden die Vereinsräumlichkeiten im zweiten und dritten Stock zu Wohnungen umgebaut. In den 1980er Jahren wurde das Erdgeschoss saniert und ein Schuhgeschäft errichtet. Die Fassade hat man 1995 renoviert und in den darauffolgenden Jahren die Innenräume des hofseitigen Trakts sowie die Wohnungen für den Betrieb eines Musikclubs und zwei Cafés adaptiert.

PB – PK

Bauherr

Denkmalschutz

Literatur

Quellen