Das Haus Nr. 22 am Náměstí Republiky (Platz der Republik) ließ in den Jahren 1929–1931 Karel Weiner – Händler von Galanterie- und Lederwaren – erbauen. Die Pläne wurden vom Architekten Vilém Beer ausgearbeitet, die Fassade in ihrer endgültigen Gestalt stammt von Bohumil Chvojka.
Im zweiten Stock des Gebäudes richtete der Zahnarzt Samuel Teichner seine Praxis ein und betraute Adolf Loos mit dem Entwurf. Der Architekt, der hier mit Norbert Krieger und wohl auch Kurt Unger zusammenarbeitete, konzipierte den Raum entlang einer Achse: zwischen zwei Arztpraxen mit Fenstern zum Stadtplatz hin platzierte er einen Warteraum mit Mahagoniverkleidung und eingebauten Regalen sowie einer mit weißem Leder bezogenen Sitzecke. Die Ordinationen, der Warteraum, das Zahnlabor, die Garderobe und die sanitären Räume wurden durch einen Ruheraum für den Arzt ergänzt, das mit Mobiliar in bunten Farben eingerichtet war, wie es für Loos’ späte Schaffensperiode typisch war. Die Räumlichkeiten dienen heute als Wohnung. Von der ursprünglichen Einrichtung sind nur ein Teil des Getäfels und ein Einbauschrank erhalten geblieben.
In gutem Zustand ist die einen Stock höher gelegene Wohnung erhalten geblieben. Höchstwahrscheinlich erst nach Fertigstellung des Gebäudes wurde sie für den Sohn des Hausbesitzers Pavel Weiner und dessen künftige Frau Lilly Löblová wohl von einem seiner Mitarbeiter entworfen (Loos’ Urheberschaft und auch die genaue Datierung lassen sich nicht bestimmen). Der Architekt – vermutlich Norbert Krieger, eventuell Heinrich Kulka – verband das Wohnzimmer durch einen großen Durchgang mit dem Esszimmer und erhielt das Prinzip der Symmetrie auch in der Einrichtung aufrecht, indem er gegenüber dem Eingang im Esszimmer ein Büfett und darüber einen großen Spiegel platzierte. Beide Räume versah er mit einer Holzverkleidung, die Fenster verdeckte er mit Rosten, die mit Stoff überzogen waren. In der Wohnung brachte er die charakteristischen auffälligen Farben zur Geltung: an den Einbauschränken im Kinderzimmer blau, an der Einrichtung der Küche rot.
Sowohl die Familie Weiner als auch Samuel Teichner kamen während des zweiten Weltkriegs um. Ab 1948 war das Gebäude in Besitz der Schwester von Karel Weiner; Anfang der 1960er Jahre fiel das Haus – vermutlich gezwungenermaßen – an den Staat. Im Jahre 1991 wurde es den Erben der ursprünglichen Besitzer zurückgegeben und zum Kulturdenkmal erklärt. Die Weinersche Wohnung ist gegenwärtig nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
LV – PK
Růžena und Karel Weiner / Samuel Teichner / Pavel und Lili Weiner
Das Haus ist unter der Nummer ÚSKP 17090/4-167 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen und befindet sich im flächendeckend denkmalgeschützten Gebietes des Städtischen Denkmalreservats Pilsen.