In der Nähe des Kaufhauses von Max Vesecký und Olga Vesecká im Zentrum von Pilsen entstand in den Jahren 1937–1938 eines von wenigen modernen Mietshäusern mit Passage. Das Projekt wurde vermutlich von Baumeister Antonín Špalek ausgearbeitet, dessen Vater Josef als Bauherr fungierte. Der Bruder des Baumeisters Josef Špalek junior, einer der bekanntesten Architekten der tschechischen Avantgarde, hatte zweifellos Einfluss auf Antonín Špalek.
Dem Neubau mussten zwei historische Gebäude mit Innenhof weichen. Wegen des ungeeigneten technischen Zustands und der fehlenden Kanalisation wurde der Abriss genehmigt, obwohl das staatliche Denkmalamt in Prag um die Erhaltung der ursprünglichen Fassade ersucht hatte. Der Architekt des neuen Gebäudes knüpfte an den Grundriss des vorherigen Hauses an. Auf der schmalen, langen Parzelle entwarf er ein Objekt mit einem straßenseitigen und einem hofseitigen Trakt. Dazwischen befindet sich ein überdachter Hof, erreichbar über eine Einkaufspassage von der Straße Františkánská. An den Hof schließt eine weitere Passage an, die auf den Platz Náměstí Republiky führt (Pläne, den überdachten Hof auch mit der Straße Bezručova zu verbinden, wurden nicht umgesetzt). Die Passage säumen Schaufenster mit Stahlrahmen und Eingänge in die Geschäftslokale. Vom überdachten Hof, der durch ein Glas-Beton-Gewölbe beleuchtet wird, führen zwei gegenüberliegende Treppenhäuser in die oberen Geschosse der beiden Gebäudetrakte, in denen sich Wohnungen befinden. Im Souterrain des neuen Hauses waren ein Lager, ein Heizraum und Kellerabteile untergebracht; durch Glasziegel gelangte Licht bis nach unten. Im ersten Stock des fünfgeschossigen straßenseitigen Traktes war eine Arztpraxis untergebracht, in den weiteren Obergeschossen jeweils zwei Zwei-Zimmer-Wohnungen. Im ersten und zweiten Stock des dreigeschossigen hofseitigen Traktes waren zwei Ein-Zimmer-Wohnungen angelegt. In den Dachgeschossen beider Trakte befanden sich je eine Waschküche, ein Trockentraum und eine Terrasse.
Das Gebäude hebt sich von den umliegenden Häusern durch die modernistische und puristische Fassade ab. Oben und zu beiden Seiten wird sie von weißen Opaxit-Tafeln gerahmt und durch waagrechte Fensterbänder und verputze Streifen gegliedert, die in den bewohnten Obergeschossen senkrecht von schwarzen Opaxit-Streifen unterbrochen werden. Die geometrische Ordnung und der zeitgenössische Charakter des Gebäudes unterstreichen der waagrechte Streifen aus schwarzem Opaxit oberhalb des Eingangs in die Passage und die Schaufenster mit abgerundeten Ecken. Die eleganten schwarzen und weißen Opaxit-Platten sind auch oberhalb der Schaufenster und an den Wänden des überdachten Hofs zu finden; auch das Mosaik-Pflaster weist monochromen Charakter und geometrische Muster auf. Obwohl das Gebäude nicht denkmalgeschützt ist, zeichnet es sich durch seine Qualitäten und zahlreiche authentisch erhaltene Elemente aus.
AK
Josef Špalek sen.
Das Haus ist Teil des flächendeckend denkmalgeschützten Gebietes des Städtischen Denkmalreservats Pilsen.