Anstelle von zwei baufälligen brauberechtigten historischeren Häuser in der Straße Františkánská in der Nähe des Platzes Náměstí Republiky entstand in den Jahren 1911–1912 ein monumentales viergeschossiges Wohn- und Geschäftshaus für die Pilsner Filiale der Aktiengesellschaft Société industrielle, commerciale et immobilière de Bruxelles. Der Bau wurde nach Plänen des Architekten Ludwig Tremmel, der für dieselbe Gesellschaft auch ein Geschäfts- und Wohnhaus in der Straße Zbrojnická entwarf, vom Bauherrn Josef Houdek realisiert. Der Neubau stach durch sein mächtiges ausladendes Kranzgesims und den markanten Giebel hervor – Elemente, die für den Großteil von Tremmels damaligen Realisierungen moderner klassizistischer Formen charakteristisch sind. Die symmetrisch gestaltete Stirnseite gliederte der Architekt durch zwei Erker und drei Balkone. Das Erdgeschoss beherbergte außer der Eingangshalle drei Geschäfte, die von Schaufenstern mit Holzrahmen gesäumt waren, zwei Büros, Neben- und Lagerräume. Den ersten Stock nahm eine geräumige Wohnung mit Dunkelkammer und Wartezimmer ein, in den weiteren Geschossen befanden sich jeweils zwei Dreizimmerwohnungen.
1932 ließen Max und Olga Vesecký – Besitzer eines Tuch-Großhandelsunternehmens – die Räumlichkeiten des Betriebs gründlich modernisieren. Mit der Ausarbeitung der Pläne betrauten sie den Prager Architekten Ervín Katona, der hier seine Erfahrungen aus einer Reihe funktionalistischer Realisierungen geltend machte. Der Umbau wurde vom Bauherrn Karel Krůta realisiert. Im Souterrain entstand ein Lager, ein Raum zur Verpackung und Auslieferung der Waren, im Erdgeschoss ein großflächiger Verkaufsraum, ein Musterraum mit Garderobe und Kasse sowie ein Büro mit Buchhaltung. Die beiden Geschosse waren durch einen Aufzug verbunden, ein Lastenaufzug am Gehsteig ermöglichte den Transport von Waren direkt von der Straße in den Keller. Die Seiten der Eingangshalle mit drei runden Deckenlampen wurden von Schaufenstern in Eisenrahmen mit abgerundeten Ecken begrenzt. Das Erdgeschoss, an dem sich aus Eisenlettern der Schriftzug VESECKÝ befindet, ließen die Eigentümer im Jahr 1934 mit dunklem Syenit aus dem Steinmetzbetrieb Jan Cingroš verkleiden. Im elegant eingerichteten Verkaufsraum der Firma konnten die Kunden außer Tuch der Firma Vesecký beispielsweise auch Seidenwaren der Prager Modefirma Ota Kollinský kaufen. 1937 beendete Karel Krůta im Hof einen Etagenanbau mit einem Anproberaum, einem Büro und einer Wäscherei.
1937 beendete Karel Krůta im Hof einen Etagenanbau mit einem Anproberaum, einem Büro und einer Wäscherei. Das flache Dach des Objekts diente als Terrasse. Während der deutschen Besetzung wurde die Firma arisiert und nach 1948 verstaatlicht. In den weiteren Jahren kam es im Erdgeschoss zu mehreren nicht besonders glücklichen Umbauten, die das wertvolle Interieur in ihrem Wert herabsetzten. Sichtlich in den frühen 1960er-Jahren wurde über den Schaufenstern die auffällige dreidimensionale Beschriftung Dům látek (Haus der Stoffe) montiert.
AK
Société industrielle, commerciale et immobilière de Bruxelles / Max und Olga Vesecký
Das Haus ist Teil des flächendeckend denkmalgeschützten Gebietes des Städtischen Denkmalreservats Pilsen.