Die erfolgreiche Versicherungsgesellschaft Riunione Adriatica di Sicurtà, die 1838 im damals österreichisch-ungarischen Triest gegründet wurde, ließ in der Tschechoslowakei der Zwischenkriegszeit eine Reihe von repräsentativen Filialen erbauen. Die größte Aufmerksamkeit erregte das Prager Palais Adria. Das Gebäude mit seinem üppigen rondokubistischen Mantel entstand in den Jahren 1922–1925 nach einem Entwurf von Josef Zasche und Pavel Janák an der Ecke des Platzes Jungmannovo náměstí und der Straße Národní třída. Nicht weniger als drei Objekte entwarf für die Versicherung der deutschsprachige Prager Architekt Fritz Lehmann. Außer dem sogenannten Palais Adria II in Prag und einer Filiale in Ústí nad Labem bereitete er auch die Pläne für eine Filiale in Pilsen vor.
Während er das Objekt in Ústí im Geiste der deutschen expressionistischen Architektur und das in Prag im Stil des modernistischen Klassizismus konzipierte, prägte er dem Pilsner Gebäude funktionalistische Formen auf. Der sechsgeschossige Bau an der Ecke der Straßen Klatovská třída und Smetanovy sady gegenüber dem Neurenaissancegebäude des heutigen J. K. Tyl-Theaters ersetzte ein Etagenhaus mit Gasthaus. Realisiert wurde es in den Jahren 1930–1932 vom einheimischen Baumeister František Holcbecher.
Fritz Lehmann entwarf ein großzügiges Haus, das mit seinen Maßen dem „großstädtischen“ Charakter der Straße Klatovská třída entsprach. Um einen ausreichenden Eingangsbereich in das Geschäftsparterre zu schaffen, ließ er das Gebäude an der Straße Smetanovy sady vom Straßenrand leicht zurücktreten. Schrittweise arbeitete er dann mehrere Varianten für die Gestaltung der Stirnseite aus: mit Steinplatten, mit dekorativer Bandverkleidung, mit Sichtmauerwerk oder mit breit angelegten Fenstern. Die Fassaden, deren Großteil aus einem fünfgeschossigen Erker mit einer abgerundeter Ecke und einer flachen als Terrasse dienenden Überdachung besteht, versah der Architekt mit Ausnahme des Parterres und des Mezzanins schließlich mit heller Keramikverkleidung. Das Mezzanin ließ er mit Marmorplatten verkleiden und ergänzte diese durch zwei Reliefs von Ladislav Šaloun, die Merkur und Ceres darstellen. Eine Steinverkleidung hatte auch das Parterre mit seinen großflächigen Schaufenstern und den Eingängen in die Geschäfte. Während das Erdgeschoss den Zwecken der Versicherung diente, befand sich in den anderen Geschossen eine Reihe von Dreizimmerwohnungen mit Räumen für die Dienstmädchen. (Einen polyfunktionellen Charakter hatten übrigens auch die anderen Filialen der Versicherung, die in der Zwischenkriegszeit entstanden.)
Die Tätigkeit der Riunione Adriatica di Sicurtà endete in der Tschechoslowakei mit ihrer Verstaatlichung 1945. An den ursprünglichen Eigentümer des Hauses, dessen ursprüngliches Aussehen erhalten geblieben ist und das 2002 zum unbeweglichen Kulturdenkmal erklärt wurde, erinnerte jedoch noch lange Zeit danach der Name eines Buffets im Erdgeschoss.
LV – PK
Versicherung Riunione Adriatica di Sicurtà
Das Haus ist unter der Nummer ÚSKP 51969/4-5274 als denkmalgeschützte Immobilie eingetragen.