Bei der Errichtung von Verkaufslokalen und Kaufhäusern legte die Schuhfirma Baťa einen überaus großen Wert auf die architektonische Konzeption. Eine ausgeklügelte Betriebsstruktur, Sparsamkeit und meist funktionalistische Formen repräsentierten Baťas progressive Geschäftsphilosophie. Obwohl viele der Baťa-Kaufhäuser zu den Vorreitern ihrer Zeit gehörten, gelang es dem Unternehmen nicht, in allen Städten, in denen es tätig war, moderne „Glaspaläste“ zu errichten.
In Pilsen hatte die Firma Baťa ihren Sitz in einem viergeschossigen Reihenhaus an der Adresse Zbrojnická 3, welches der Baumeister František Němec senior für die Société industrielle, commerciale et immobilière de Bruxelles in den Jahren 1911–1912 realisierte. Das Projekt des Kauf- und Wohnhauses mit klassizistisch-moderner Fassade entwarf der Wiener Architekt Ludwig Tremmel, der für diesen Bauherr bereits ein prachtvolles Haus in der Straße Františkánská konzipiert hatte. 1925, als Baťas Unternehmen noch zur Miete in der Zbrojnická war, hat man an der Frontseite der Fassade eine Neonreklame angebracht; um größere bauliche Umbauarbeiten und einen Anbau bemühte sich das Unternehmen allerdings vergeblich.
Erst im Jahr 1929, als das Haus schließlich in Besitz der Firma war, erlaubte die Stadt einen hofseitigen Anbau und den Umbau des Erdgeschosses und weiterer Teile des Hauses, durchgeführt nach Entwürfen von Václav Sekyra. Im Außenbereich ist die von Baumeister Josef Šašek durchgeführte Modernisierung erkennbar, vor allem im Erdgeschoss durch eine Opaxit-Verkleidung und gläserne Schaufenster mit gebogenem Glas in den Ecken am Eingang. Die älteren segmentalen Fensterbekrönungen, Gesimse und der Ziergiebel kontrastierten mit den großen Glasfenstern in Metallrahmen im ersten und zweiten Stock.
Die innere Ausstattung des Geschäftslokals richtete sich nach einem standardisierten Projekt der Konstruktionsabteilung des Unternehmens. Neben dem Verkauf von Schuhen wurden in dem Haus auch Schuh- und Strumpfreparaturen oder Pediküre angeboten. Außerdem wurden in dem Gebäude bis in die 1940er Jahre fast ununterbrochen kleinere Baubauarbeiten durchgeführt, zu denen auch der Einbau eines Personenaufzugs für die Kunden gehörte. Zum Abriss des ursprünglichen Gebäudes und dem Bau eines neuen Hauses kam es nicht (und erst 1976 wurde der Balkon im zweiten Stock entfernt), doch florierte das Geschäft dieser Filiale trotz der beengten Verhältnisse.
1952 begann die Gesellschaft – damals trug sie den Namen Dům obuvi (Haus der Schuhe) – auch die Räumlichkeiten im Erdgeschoss des benachbarten Eckhauses zu nutzen. Zu einer wesentlichen Erweiterung der Verkaufsfläche kam es im Jahr 1990, als das markante postmoderne Gebäude anstelle des benachbarten älteren Hauses (Hausnummer 5) fertiggestellt wurde. Vier Jahre später hat man die Erdgeschosse der beiden Häuser vereinheitlicht.
AŠ – PK
Société industrielle, commerciale et immobilière de Bruxelles / Baťa
Das Haus ist Teil des flächendeckend denkmalgeschützten Gebietes des Städtischen Denkmalreservats Pilsen.