Norbert Krieger

Norbert Krieger, bekannt vor allem als Schüler und Mitarbeiter von Adolf Loos, wurde 1901 im polnischen Biała geboren. Den Großteil seiner Kindheit durchlebte er allerdings mit seinen Eltern in Wien, wo sein Vater Alfred als Geschäftsmann tätig war und wo der junge Krieger Loos‘ Vorlesungen und Seminare an der progressiven Schwarzwald-Schule besuchte. Abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in Brünn verbrachte Krieger die ganzen 1920er Jahre in Wien und war hier vor allem als Innenarchitekt tätig. Nach Pilsen kam er im Oktober 1930, sichtlich direkt auf Loos‘ Einladung. Trotz vieler Komplikationen, mit denen er aufgrund seiner österreichischen Staatsbürgerschaft zurechtkommen musste, arbeitete er als Hilfskraft in der Pilsner Tischlerwerkstatt von Jan Mráček, die an den von Loos entworfenen Interieurs mitarbeitete.

Er beteiligte sich an der Ausstattung des Damen-(Musik-)Salons in der Wohnung von Hugo und Helena Semmler, der Zahnarztpraxis von Samuel Teichner im Geschäfts- und Mietshaus Weiner am Platz náměstí Republiky sowie an der Umgestaltung der Wohnungen der Ehepaare Kraus und Naschauer. In den Jahren 1932–1933 erneuerte Krieger – selbst jüdischer Herkunft – die Innenräume des Hauses Nr. 3 in der Straße Husova für die „Humanitäre Loge Union“ der jüdischen Organisation B’nai B’rith, deren Mitglieder in der Folge Krieger auch bezüglich einer Erneuerung ihrer privaten Familiensitze ansprachen. Dem Entwerfen von Wohnungsinterieurs widmete er sich bis zum Jahr 1939, in dem er nach Palästina emigrierte. Seine Frau und seine Tochter überstanden die Kriegsjahre in Pilsen, wohin er nach dem Krieg zurückkehrte, um dann 1946 gemeinsam mit ihnen nach Jerusalem auszuwandern. In dieser Stadt verstarb dann Norbert Krieger auch 1982.

AW